Samstag, 26. November 2011

Tote rauchen nicht!

Bereits bei Zulassung des Nikotinentwönungsmittels Champix® in 2006/2007 waren mögliche Nebenwirkungen des Wirkstoffes Vareniclin, wie z.B. Übelkeit, Magen-Darm Probleme, Schlafstörungen, Alpträume, Bluthochdruck, Geschmacks- und Sehstörungen, bekannt. In den vergangenen 5 Jahren mehrten sich allerdings auch Meldungen über teils dramatische Nebenwirkungen, wie Risiken beim Führen von Maschinen und Fahrzeugen, Herz-Kreislauf Probleme, Depressionen sowie aggressives und suizidales Verhalten. In der Folge wurde 2008 amerikanischen Piloten und Fluglotsen die Einnahme von Champix® untersagt und auf Veranlassung der Zulassungsbehörden in Europa und den USA musste das Herstellerunternehmen Pfizer Beipackzettel und Packung mit expliziten Warnhinweisen versehen.

Mittlerweile wurden zahlreiche Studien durchgeführt, die sich mal für die Antiraucherpille, mal gegen sie ausprachen. Dabei darf man natürlich auch nicht vergessen, dass es sich bei Champix® um ein Riesengeschäft mit mehreren 100 Millionen Jahresumsatz handelt, weshalb die Pharmaindustrie eine emorme Lobbyarbeit für das Mittel leistet, riesiege Werbekampagnen iniziiert und teils pharmafinanzierte Untersuchungen mit positivem Ergebnis durchführen ließ.

Im Oktober 2011 bescheinigten dann die europäische Zulassungsbehörde (EMA) und die sonst sehr kritische US-Arzneimittelbehörde (FDA), dass die Antiraucherpille Champix® aufgrund von zwei neuen unabhängigen Studien ein insgesamt positives Nutzen-Risiko-Verhältnis habe.

Nun, wenige Wochen später, berichten US-Forscher vom Institute of Safe Medication Practices im Fachmagazin "PLoS ONE" über einen deutlichen Zusammenhang zwischen der Einnahme von Champix® und dem vermehrten Auftreten von Depressionen und Selbsttötungen, was vom Herstellerunternehmen mit Verweis auf die neuen, unabhängigen Studien der FDA dementiert wird.

Aufgrund der widersprüchlichen Informationen über die Nebenwirkungen von Champix® ist es für den Verbraucher schwierig, die tatsächlichen Risikien einzuschätzen. Vorsicht ist sicherlich geboten und von daher empfehlen aktuell viele Mediziner, das Nikotinenwöhnungsmittel nur bei Personen einzusetzen, die unter gefährlichen Raucherkrankheiten leiden und bei denen andere Entwöhnungsmittel bereits mehrfach versagt haben. Zudem sollten sich die Entzugswilligen vor Verschreibung des Medikaments einer Prüfung auf physiologische und insbesondere psychologische Verträglichkeit unterziehen, um das Risiko schwerwiegender Nebenwirkungen zu minimieren.

Quellen:
PLoS ONE vom 02.11.2011: Suicidal Behavior and Depression in Smoking Cessation Treatments
Spiegel Online vom 03.11.2011: Forscher waren vor der Rauchstopp-Pille Champix
Aerzteblatt.de vom 03.11.2011: Tabakentzug: Chanitix führend bei UAW-Meldungen zu Suiziden
FDA vom 24.10.2011: Safety review update of Chantix
VA Center of Medication Safety, Juli 2011: Vareniclin Criteria for Prescribing

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