Sonntag, 24. März 2013

Champix - Einigung mit geschädigten Patienten

Aufgrund der in diesem Blog ausführlich beschriebenen Nebenwirkungen von Champix® (Markenname in den USA: Chantix®) haben in den Vereinigten Staaten mittlerweile zahlreiche Patienten und Angehörige Klage gegen das Herstellerunternehmen Pfizer Inc. eingereicht.

Bereits im Oktober 2012 hat das Pharmaunternehmen Pfizer in Minnesota eine Frau im Rahmen einer außergerichtlichen Einigung entschädigt, deren Mann in 2007 scheinbar durch die Einnahme des Rauchentwöhnungsmittels mit dem Wirkstoff Vareniclin Selbstmord begangen hatte.

Im Januar 2013 wurde vor Beginn des eigentlichen Gerichtsprozesses eine weitere Einigung von Pfizer Inc. mit einem Mann aus Demopolis, USA erzielt, der das Pharmaunternehmen verklagt hatte, da das Nicht-Raucher-Medikament bei ihm Suizid-Gedanken und psychologische Probleme hervorgerufen habe. In der Klagebegründung behauptete der Mann, dass er Selbstmordgedanken, Gedächtnisverluste, Depressionen, Stimmungsschwankungen, Angstzustände bis zur Einweisung in ein Krankenhaus erlitten habe.

Auch wenn die Bedingungen dieser außergerichtlichen Einigungen nicht veröffentlicht wurden, gelten beide Fälle in den Vereinigten Staaten als Testverfahren für die mittlerweile ca. 2600 vorliegenden Klagen von Patienten und deren Angehörigen gegen das Pharmaunternehmen.

Trotz der Klagenflut und zahlreichen Nebenwirkungen des Medikaments beteuert das Unternehmen Pfizer den Nutzen der Antiraucherpille und steht weiterhin zu dessen Verwendung bei Patienten.

Quellen:
Arznei-News vom 24.02.2013: Pfizer Inc. erzielt Einigung mit Kläger
Al.com vom 15.01.2013: Pfizer settles Alabam man's lawsuit
Al.com vom 17.10.2013: Pfizer Inc. has settled Chantix lawsuit

Mittwoch, 28. November 2012

Champix macht Umsatz

In 2011 hat das weltgrößte Pharmaunternehmen Pfizer weltweit einen Umsatz von 67,4 Milliarden US-Dollar Umsatz erzielt, wozu die Rauchentwöhnungspille Champix® mit mehreren 100 Millionen als ein sehr erfolgreiches Produkt beiträgt. Vom Gesamtumsatz investierte das Unternehmen nach eignenen Angaben 7 Milliarden US-Dollar in Forschung und Entwicklung, mehr als irgendein anderes Pharmaunternehmen auf der Welt. Wieviel vom Umsatz in Werbung, Marketing und Gegengutachten für teils umstrittene Medikamente fließt, gibt Pfizer allerdings nicht an.

Quellen:
Wikipedia - Pfizer
Herstellerseite - Pfizer

Samstag, 26. November 2011

Tote rauchen nicht!

Bereits bei Zulassung des Nikotinentwönungsmittels Champix® in 2006/2007 waren mögliche Nebenwirkungen des Wirkstoffes Vareniclin, wie z.B. Übelkeit, Magen-Darm Probleme, Schlafstörungen, Alpträume, Bluthochdruck, Geschmacks- und Sehstörungen, bekannt. In den vergangenen 5 Jahren mehrten sich allerdings auch Meldungen über teils dramatische Nebenwirkungen, wie Risiken beim Führen von Maschinen und Fahrzeugen, Herz-Kreislauf Probleme, Depressionen sowie aggressives und suizidales Verhalten. In der Folge wurde 2008 amerikanischen Piloten und Fluglotsen die Einnahme von Champix® untersagt und auf Veranlassung der Zulassungsbehörden in Europa und den USA musste das Herstellerunternehmen Pfizer Beipackzettel und Packung mit expliziten Warnhinweisen versehen.

Mittlerweile wurden zahlreiche Studien durchgeführt, die sich mal für die Antiraucherpille, mal gegen sie ausprachen. Dabei darf man natürlich auch nicht vergessen, dass es sich bei Champix® um ein Riesengeschäft mit mehreren 100 Millionen Jahresumsatz handelt, weshalb die Pharmaindustrie eine emorme Lobbyarbeit für das Mittel leistet, riesiege Werbekampagnen iniziiert und teils pharmafinanzierte Untersuchungen mit positivem Ergebnis durchführen ließ.

Im Oktober 2011 bescheinigten dann die europäische Zulassungsbehörde (EMA) und die sonst sehr kritische US-Arzneimittelbehörde (FDA), dass die Antiraucherpille Champix® aufgrund von zwei neuen unabhängigen Studien ein insgesamt positives Nutzen-Risiko-Verhältnis habe.

Nun, wenige Wochen später, berichten US-Forscher vom Institute of Safe Medication Practices im Fachmagazin "PLoS ONE" über einen deutlichen Zusammenhang zwischen der Einnahme von Champix® und dem vermehrten Auftreten von Depressionen und Selbsttötungen, was vom Herstellerunternehmen mit Verweis auf die neuen, unabhängigen Studien der FDA dementiert wird.

Aufgrund der widersprüchlichen Informationen über die Nebenwirkungen von Champix® ist es für den Verbraucher schwierig, die tatsächlichen Risikien einzuschätzen. Vorsicht ist sicherlich geboten und von daher empfehlen aktuell viele Mediziner, das Nikotinenwöhnungsmittel nur bei Personen einzusetzen, die unter gefährlichen Raucherkrankheiten leiden und bei denen andere Entwöhnungsmittel bereits mehrfach versagt haben. Zudem sollten sich die Entzugswilligen vor Verschreibung des Medikaments einer Prüfung auf physiologische und insbesondere psychologische Verträglichkeit unterziehen, um das Risiko schwerwiegender Nebenwirkungen zu minimieren.

Quellen:
PLoS ONE vom 02.11.2011: Suicidal Behavior and Depression in Smoking Cessation Treatments
Spiegel Online vom 03.11.2011: Forscher waren vor der Rauchstopp-Pille Champix
Aerzteblatt.de vom 03.11.2011: Tabakentzug: Chanitix führend bei UAW-Meldungen zu Suiziden
FDA vom 24.10.2011: Safety review update of Chantix
VA Center of Medication Safety, Juli 2011: Vareniclin Criteria for Prescribing

Freitag, 28. Oktober 2011

Tabex – Alternative zu Champix?

In Bulgarien und anderen ehemaligen Ostblockländern wurde bereits seit 1964 der Wirkstoff Cytisin unter dem Markennamen Tabex® zur Rauchentwöhnung eingesetzt. Eine aktuelle Studie untersuchte das Mittel nun erstmals nach westlichen Teststandards und bescheinigt eine gute Wirksamkeit.

Cytisin ist ein toxisches Alkaloid, das unter anderem im Zierstrauch Gemeiner Goldregen (Laburnum anagyroides syn. Cytisus laburnum) vorkommt. Die Pflanzen schützen sich mit dem Gift vor Fressfeinden. Beim Menschen wirkt Cytisin als partieller Nikotin-Agonist und besetzt im Gehirn die gleichen Nikotinrezeptoren wie der patentierte Arzneistoff Vareniclin, der seit 2006 in den USA unter dem Namen Chantix® und in Europa als Champix® zur Tabakentwöhnung angeboten wird.

Die Wirkung von Tabex® ist vergleichbar mit der von Champix®. Tabex® habe zwar etwas mehr gastrointestinale Nebenwirkungen, Schwindel und Schlafstörungen als Champix® gezeigt, jedoch nicht die hinsichtlich Champix® in den Medien kritisch diskutierten Nebenwirkungen wie z.B. Suizidneigung, Herz- und Kreislaufprobleme, eingeschränkte Fähigkeit zum Führen von Fahrzeugen etc. Weitere beträchtliche Unterschiede sind der Preis und die Behandlungsdauer.

Die Champix®-Kur kostet ca. € 330,- und soll 12 Wochen lang durchgeführt werden, wobei die Entwöhnung mit Tabex® in den Vermarktungsländern ca. € 15,- kostet und nur 4 Wochen dauert.

Interessanterweise ist der Champix®-Wirkstoff Vareniclin dem Cytisin in der Struktur ähnlich. Vareniclin wurde vom Pharmakonzern Pfizer im Rahmen der Forschung mit Alkaloiden entwickelt, patentiert und wird heute weltweit erfolgreich vermarktet. Es obliegt dem Leser zu beurteilen, warum das wesentlich günstigere Tabex® in Westeuropa und USA bisher wenig Bekanntheit erlangte.

Tabex® ist nach dem EU-Beitritt vieler osteuropäischer Länder vom Markt weitgehend verschwunden; lediglich in Bulgarien und Polen ist es rezeptfrei erhältlich. Das bulgarische Herstellerunternehmen Sopharma und dessen Tocherunternehmen Extab bemühen sich gegenwärtig um die Zulassung von Tabex® in Europa. In Deutschland ist Tabex® nicht zugelassen und nicht käuflich; es kann nur bei bulgarischen Online-Apotheken oder Ebay erworben werden.

Quellen:
Aerzteblatt.de vom 29.09.2011: Tabex: Ostblock-Tabakentwöhnung besteht klinische Prüfung
The New England Journal of Medicine vom 29.09.2011: Cytisine for Smoking Cessation
Das Deutsche Gesundheitswesen DDR, 1968: Raucherentwöhnung mit cytisinhaltigen „Tabex“-Tabletten
Tabex-Vermarkter Extab: Webseite
Wikipedia: Cytisin
Wikipedia: Gemeiner Goldregen
Wikipedia: Vareniclin

Samstag, 8. Oktober 2011

EMA befürwortet Champix

Die europäische Zulassungsbehörde European Medicine Agency (EMA) mit Sitz in London stärkt in Ihrer Pressemeldung das Rauchentwöhnungsmittel Champix® ausdrücklich, da der Wirkstoff Vareniclin gemäß neuer Studien und trotz geringer kardiovaskulärer Risiken ein positives Nutzen-Risiko-Verhältnis aufweise. Vorherige Studien, die ein erhöhtes Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse zeigten, werden damit in Frage gestellt.

Quellen:
EMA vom 21.07.2011: Pressemitteilung - Positive benefit-risk balance for Champix
Aerztezeitung.de vom 10.09.2011: Ema stärkt Rauchentwöhnung mit Vareniclin

Für jedes Gutachten gibt es ein Gegengutachten, für jede Studie mit negativem Ergebnis gibt es eine Studie mit positivem Ergebnis. Es gilt festzustellen, dass von den weiteren möglichen Nebenwirkungen, wie z.B. Probleme beim Führen von Fahrzeugen, Sehstörungen, Magen-Darm Probleme, Alpträume, agressives Verhalten, Suizidneigung etc. bei EMA keine Rede ist. Dem entzugswilligen Raucher bleibt im Informationsdschungel nur übrig, selbst das Für und Wider von Champix® abzuwägen. Trotz all den widersprüchlichen Meldungen steht außer Zweifel: Rauchen ist extrem gesundheitsgefährdend und Champix® hat Nebenwirkungen.

Montag, 3. Oktober 2011

Schweizer Krankenkassen zahlen Champix®

Auf erneuten Antrag vom Champix®-Herstellerunternehmen Pfizer hat das Schweizer Bundesgericht aktuell entschieden, dass Rauchen unter bestimmten Umständen eine Krankheit ist. Zukünftig haben die Krankenkassen in der Schweiz die Kosten für das seit 2006 dort zugelassene Rauchentwöhnungsmittel Champix® zu übernehmen, wenn eine ernsthafte Raucherkrankung vorliegt.

Quelle:
Baseler Zeitung vom 05.08.2011: Bundesgericht macht Raucher krank

Montag, 1. August 2011

Kippe ohne Nikotin

Die Rauchentwöhnungsmittel Champix® (in den USA: Chantix®) und Zyban® sind zwar wirksam, zeigten seit ihrer Zulassung aber auch zahlreiche, teils gefährliche, Nebenwirkungen, so dass die US-amerikanische Arzneimittelbehörde FDA die Hersteller verpflichtete, Beipackzettel und Verpackungen mit ausdrücklichen Warnhinweisen zu versehen. Wie kürzlich berichtet, befinden sich bereits Impfstoffe gegen Nikotinsucht in der Erprobungsphase; gegenwärtig können jedoch, trotz erster positiver Ergebnisse, noch keine konkreten Aussagen über Wirksamkeit, Erfolgsquote, Verträglichkeit und etwaige Nebenwirkungen getroffen werden.

Ein völlig anderer Ansatz ist die verschreibungspflichtige Zigarette mit Tabak, jedoch fast ohne Nikotin. Das Unternehmen 22nd Century Group, Inc. hat kürzlich von der FDA grünes Licht für die beschleunigte Zulassung des neuen Nikotinentwöhnungsmittels gegeben. Der Nikotingehalt dieser Zigaretten liegt nach Aussage des Herstellers ca. 95% unter dem einer "Light-Zigarette" und wird aus patentierten, speziell gezüchteten und genmanipulierten Tabakpflanzen hergestellt. Mit der fast nikotinfreien Zigarette soll das Verlangen nach Zigaretten befriedigt werden, gleichzeitig jedoch die Nikotinaufnahme und -abhängigkeit redziert und die Handlung des Rauchens von der Nikotinzuführung getrennt werden, so dass dem Zigarettensüchtigen die Entwöhnung leichter fällt. Klingt sehr interessant, auch wenn man gegenüber genetisch manipulierten Pflanzen einen kritischen Standpunkt beziehen kann. Ob die Kippen bei der Entwöhnung tatsächlich helfen und wie teuer sie dann sind, bleibt abzuwarten.

Quellen:
Business Wire vom 21.07.2011: FDA erteilt X-22 IND-Zulassung
22nd Century Group, Inc.: Hersteller-Webseite

Donnerstag, 21. Juli 2011

Champix - Pro und Contra

Welt-Online berichtet über einen Blogger und starken Raucher, der seine Champix-Behandlung online dokumentierte. Der Erfahrungsbericht bricht jedoch am 7. Tag ab, da er aufgrund der Antiraucherpille mit Verdacht auf Herzinfarkt ins Krankenhaus eingeliefert wurde. Er hatte Glück, denn es stellte sich heraus, dass es nur starkes Sodbrennen war. Die Einahme von Champix setzte der dann fort und es zeigte Wirkung, er konnte mit dem Rauchen aufhören. Gleichzeitig stellten sich aber Nebenwirkungen in Form von Stimmungsschwankungen und Albträumen ein, so dass er das Medikament in der 3. Woche absetzen musste. Das Rauchen gewöhnte er sich schließlich und angeblich mit der elektronischen Zigarette ab.

Die Geschichte wirkt konstruiert, dient jedoch als Aufmacher des Artikels für die interessante Debatte um das Pro und Contra von Champix sowie das Nutzen-Risiko-Verhältnis im Vergleich zum Rauchen. Der Artikel stellt insgesamt eine interessante Entscheidungshilfe für Personen dar, die sich überlegen Champix einzunehmen.

Quelle:
Welt Online vom 19.07.2011: Riskante Nikotinentwöhnung

Sonntag, 10. Juli 2011

Impfung gegen Nikotinsucht - Zigarettung in Sicht?

Im 20. Jahrhundert starben weltweit ca. 100 Millionen Menschen an den Folgen der Tabaksucht. Die Weltgesundheitsorganisation rechnet mit bis zu einer Milliarde Todesfälle im 21. Jahrhundert, alleine in 2011 mit 5 Millionen. In Deutschland betrifft die Sucht 35% der Männer und 25% der Frauen. Viele von Ihnen haben schon zahlreiche erfolglose Versuche hinter sich, mit dem Rauchen aufzuhören. In Eigenregie ist der Entzug sehr schwer bei hoher Rückfallquote, da nur etwa 5% länger als ein Jahr abstinent bleiben. Mit Beratung, Verhaltenstherapie und Medikamenten, wie zum Beispiel Psychopharmaka, Champix oder Zyban kann die Erfolgsquote bis zu 25% gesteigert werden, was leider auch bedeutet, dass 75% langfristig scheitern.

Ein großer Hoffnungsträger war und ist immer noch der Champix-Wirkstoff und Nikotinrezeptor-Partialagonist Vareniclin, mit dem sich eine relativ hohe Abstinenzrate erzielen lässt. Allerdings ist auch hier die Rückfallquote hoch und es häufen sich die Meldungen über starke und teils sehr gefährliche Nebenwirkungen von Vareniclin, die auch immer wieder Thema dieses Blogs sind.

Ein völlig neues Entwöhnungsmittel soll die Impfung gegen Nikotinsucht sein, die sich allerdings noch in der Erprobungsphase befindet. Zahlreiche große Pharmaunternehmen erforschen die Möglichkeiten solcher Vakzine mit großem Marktpotential. Während zum Beispiel Vareniclin die Nikotinrezeptoren im Gehirn besetzt und damit das Andocken des Suchtstoffes verhindert, basiert die Impfung auf Produktion von Nikotinantikörpern im Blut, die das Nikotin binden und nicht die Blut-Hirn-Schranke passieren können. Somit gelangt nur ca. ein Drittel des Nikotins ins Gehirn und zu den Nikotinrezeptoren, wodurch weniger Dopamin ausgeschüttet wird und damit auch das Rauchverlangen abnimmt. Erste Untersuchungen verliefen erfolgreich, jedoch ist nicht von einem Wundermittel auszugehen, mit dem das Rauchen einfach und zu 100% dauerhaft beendet werden kann. Es bleibt abzuwarten, was weitere Studien ergeben und welche Nebenwirkungen solche Entwöhnungstherapien nach sich ziehen.

Quelle:
DocCheck News vom 25.02.2011: Wenig Hoffnung auf Zigarettung

Samstag, 2. Juli 2011

Champix - Risiko für das Herz?

In einer klinischen Studie mit 700 Probanten wurde festgestellt, dass die Rauchentwöhnung mit Champix insbesondere bei Menschen, die bereits an kardiovaskulären Erkrankungen leiden, das Risiko von Herz-Kreislauferkrankungen vergrößern kann. Mit Hinsicht auf die Studie erließ die US-amerikanische Arzneimittelbehörde FDA einen neuen Warnhinweis für das Medikament; die Zulasssung von Champix bleibt jedoch bestehen.

Quellen:
Deutsches Ärzteblatt vom 17.06.2011: Koronare Risiken der Raucherentwöhnung mit Champix
US-Arzneimittelbehörde FDA vom 16.06.2011: Warnhinweis - Safety Alert

Freitag, 24. Juni 2011

Champix und Gewalt

Eine aktuelle US-Studie untersuchte auf der Grundlage der Daten der US-Arzneimittelzulassungsbehörde (FDA), ob es einen Zusammenhang zwischen der Einnahme von verschreibungspflichtigen Medikamenten und Gewalt gibt. Bei 31 von 484 ausgewerteten Medikamenten wurde festgestellt, dass sie Aggressionen auslösen und zu einer erhöhten Neigung zu Gewalt führen können. Darunter befinden sich vor allem Antidepressiva, Amphetamine, Schalfmittel und der Champix Wirkstoff Vareniclin. Wie in diesem Blog dargestellt, lagen bereits in der Vergangenheit zahlreiche Berichte vor, dass die Einnahme des Antirauchermittels Champix zu erhöhter Aggressivität, Gewaltbereitschaft und Suizidneigung führen kann.

Quellen:
Telepolis vom 12.01.2011: Medikamente und Gewalt
PLoS ONE vom 15.12.2010: Prescription Drugs Associated with Reports of Violence

Freitag, 22. Oktober 2010

Champix - Erstattung durch die Krankenkassen?

Professor Dr. Jürgen Wasem, Regierungsberater und Gesundheitsökonom der Universität Duisburg-Essen, hat im August 2010 die Erstattung für Rauchentwöhnungsmittel durch die gesetzlichen Krankenkassen gefordert. Seine Studie belege, dass die Krankenversicherungen durch die Kostenübernahme medikamentöser Rauchentwöhnung einen Betrag in Höhe von 1.388,- Euro während des Lebens eines Raucherpatienten sparen könnten. Bei ca. 5 Millionen Menschen, die in Deutschland an tabakbedingten Lungenerkrankungen leiden, sei die Erstattung gesundheitsökonomisch sinnvoll und verlängere zudem das Leben der Patienten.

Kurz nach der Veröffentlichung der Studienergebnisse ist Prof. Dr. Wasem jedoch wegen Lobbyismus stark in die Kritik geraten, da sich herausstellte, dass die Untersuchung vom Pharmaunternehmen und Champix-Hersteller Pfizer finanziert wurde. Bilden Sie sich Ihr eigenes Urteil...

Quellen:
Ärztezeitung.de vom 06.08.2010: Medikamente für Rauch-Stopp sollen GKV-Leistung werden
Pfizer-Meldung vom 09.08.2010: Erstattung der Rauchentwöhnung rechnet sich
Handelsblatt vom 06.08.2010: Regierungsberater wirbt für Pillen gegen Nikotinsucht
Apotheke Adhoc vom 09.08.2010: Wegen Auftragsstudie unter Druck

Samstag, 16. Oktober 2010

EU-Umfrage: wichtigste Gründe für den Rauchstopp

Das Spezial-Eurobarometer hat im Auftrag der Europäischen Kommission in 2009 über 30.000 Europäer ab 15 Jahren zum Thema Rauchen befragt und warum sich Raucher von der Nikotinsucht befreien wollen:

Fast ein Drittel der europäischen Bürger sind Nikotinabhängig und viele wünschen sich, der Sucht ein Ende zu bereiten. Für 71% der Befragten ist die persönliche Gesundheit der wichtigste Grund, warum sie mit dem Rauchen aufhören möchten. Als zweitwichtigsten Grund für die Nikotinentwöhnung nennen 52% der Befragten die Familie, den Partner und Freunde, die durch die Sucht nicht belastet werden sollen. An dritter Stelle stehen für 47% die hohen Kosten für das Rauchen von durchschnittlich 1.825,- Euro pro Jahr im Vordergrund der gewünschten Rauchentwöhnung und an vierter Stelle mit 35% Bedenken über die Nebenwirkungen für Passivraucher.


Die interessante Umfrage gibt zudem Auskunft über Tabakkonsum, Rauchverbot, Tabakwerbung und andere wichtige Aspekte der Nikotinsucht.

Quelle:
Eurobarometer, Mai 2010: Thema Tabak

Montag, 30. November 2009

Neue Studie über Nebenwirkungen von Champix

In Großbritannien wurde Champix ® (engl. Chantix ®), Wirkstoff Vareniclin, von Prof. Dr. David Gunnell (Universität von Bristol) in einer Vergleichsstudie mit Zyban ®, Wirkstoff Bupropion, und einer weiteren Nikotinersatztherapie an 80.660 Männern und Frauen hinsichtlich des Auftretens von Depressionen und suizidalem Verhalten untersucht.

Hintergrund für die Untersuchung sind die weltweit zahlreichen Meldungen, dass die Raucher-Entwöhnungstherapien mit Champix und Zyban Stimmungsschwankungen und Suizide auslösen können, weshalb zum Beispiel die amerikanische Arzneimittelbehörde FDA mehrere Warnungen aussprach und die Hersteller zur Änderung der in Beipackzetteln aufgeführten Nebenwirkungen verpflichtete.

Die aktuelle Studie kam zum Ergebnis, dass der Champix-Wirkstoff Vareniclin keine signifikante Steigerung von Depressionen oder Selbstmordgedanken ergeben habe. Gleichzeitig berichten die Autoren der Untersuchung jedoch, dass die Aussagekraft der Studie methodisch bedingt etwas limitiert sei.

Quellen:
Medizin und Meinung vom 09.11.2009: Sicherheit der Rauchentwöhnung mit Champix
BMJ vom 01.10.2009: Varenicline and suicidal behaviour
DrugWatch.com vom 18.10.2009: Study reveals Chantix...

Dem gebeutelten Nikotinsüchtigen nimmt die Studie damit leider nicht die Unsicherheit, ob er Champix ausprobieren soll oder besser die Finger davon lässt. Darüber hinaus wurde das Medikament in der Studie nur auf die genannten psychischen Nebenwirkungen hin untersucht, jedoch nicht bezüglich weiterer Nebenwirkungen, wie z.B. Unfälle und Verletzungen aufgrund von Bewußtlosigkeit, Verwirrtheit und Schläfrigkeit, Pilzinfektionen, Bluthochdruck, Herzrythmusstörungen, Muskelkrämpfe und -spastiken, Sehstörungen, leichte bis schwere Hautreaktionen, Zysten, Diabetis etc.

Es stellt sich weiter die Frage, ob die zitierte Studie wirklich objektiv ist, zumal sie gemäß der Autoren von der britischen Arzneimittelzulassungsbehörde MHRA mitfinanziert wurde. Die Behörde steht in der Kritik, als einzige europäische Zulassungsbehörde ein kommerzieller Betrieb zu sein, der auf Gebühreneinnahmen durch Medikamentenzulassungen angewiesen ist.

Quellen:
BMJ vom 01.10.2009: Varenicline and suicidal behaviour
Wikipedia: MHRA, britische Arzneimittelzulassungsbehörde

Neben dem einleitenden Selbsttest mit Champix versucht dieses Blog die verschiedenen Meldungen über Wirksamkeit, Neben- und Wechselwirkungen sowie die Entwicklung des Medikaments seit seiner Zulassung gegenüber zu stellen. Einige Kommentatoren haben die Form der Gegenüberstellung kritisiert, da sowohl objektive als auch subjektive Berichte und Aussagen herangezogen werden. Es sei an dieser Stelle nochmals ausdrücklich betont, dass mit diesen Informationen keine Hetzkampagne gegen das Medikament oder den Hersteller geführt wird. Rauchen ist erwiesenermaßen tödlich und Champix hilft tatsächlich bei der Nikotinenwöhnung. Dem Verbraucher soll die Möglichkeit gegeben werden, sich selbst ein Bild von Nutzen und Risiko des Medikaments machen zu können.

Montag, 13. Juli 2009

Warnhinweise auf Champix- und Zyban-Packungen

Die US-amerikanische Arzneimittelbehörde FDA hat die Hersteller der Nikotinentwöhnungsmittel Champix (Chantix in den USA) und Zyban dazu verpflichtet, von jetzt an die mitunter gefährlichen Nebenwirkungen wie Depressionen und Suizidneigung explizit in den Beipackzetteln auszuführen und darauf mittels Black-Box-Warnungen auf den Medikamentenschachteln hinzuweisen.

Hintergrund für diese scharfen Maßnahmen bezüglich des Entwöhnungsmittels Champix ist, dass seit der Medikamentenzulassung 98 Selbstmorde und 188 Suizidversuche im Zusammenhang mit dem Champix-Wirkstoff Vareniclin gemeldet wurden.

In Europa wurden den Herstellerunternehmen Pfizer (Champix) und Zyban (Glaxo Smith Kline) solche Auflagen bisher nicht gemacht; sie müssen lediglich in den Beipackzetteln auf mögliche Stimmungsveränderungen, wie sie auch bei normalem Nikotinentzug entstehen können, hinweisen.

Quellen:
New York Times vom 01.07.2009: Suicide Warnings
Sueddeutsche.de vom 02.07.2009: Nebenwirkung Suizid

Donnerstag, 11. Juni 2009

Champix-Wirkstoff auf FDA-Liste

Die US-amerikanische Arzneimittelbehörde FDA veröffentlicht neuerdings vierteljährlich einen Bericht über potentiell riskante Medikamente, die aufgrund zahlreicher Hinweise und Meldungen über starke Nebenwirkungen einer weiteren Untersuchung bedürfen. In der aktuellen FDA-Liste des letzten Quartals 2008 werden insgesamt 19 Wirkstoffe aufgezählt, darunter auch der Champix-Wirkstoff Vareniclin, der schwere Hautreaktionen, Sehstörungen, Angioödeme (gefährliche Haut- und Schleimhautschwellungen) sowie ein erhöhtes Unfallrisiko hervorrufen könne.

Deutsches Ärzteblatt vom 11.06.2009: FDA-Liste potentiell riskanter Medikamente
US-amerikanische Ärzneimittelbehörde vom 04.06.2009: FDA-Report

Samstag, 31. Januar 2009

Neuer Skandal um Champix

Gemäß Pressemeldung sollen fast 1.000 amerikanische Kriegsveteranen aus Irak/Afghanistan als Versuchskaninchen von der Pharmaindustrie mißbraucht worden sein. In pharmazeutischen Testreihen gegen Bezahlung erhielten 143 Personen ohne ihr Wissen den Champix-Wirkstoff Vareniclin als angebliches Antipanik-Medikament verabreicht und erlieten starke psychische Nebenwirkungen: The Washington Times vom 17.06.08

Der Skandal wurde durch die Veröffentlichung des folgenden Untersuchungsberichtes von The Washington Times/ABC News über den betroffenen Ex-Soldaten James Elliot ausgelöst: Disposable Heroes vom 16.06.08

Bereits am 17.06.08 verlangte der jetzige US-Präsident Barack Obama vom Department of Veterans Affairs die Aufklärung des Falles: Obamas Brief